Alle Zutaten für ein packendes Handballspiel waren in der Dutenhofener Sporthalle angerichtet: Das Unterstützer-Team der U23 hatte für grün-weiße Fan-Trikots gesorgt, die besonderen Werbemaßnahmen für eine volle Halle und so fieberten nicht nur die Einlaufkinder der HSG-Mini's aus Dutenhofen dem Spiel gegen den traditionsreichen TV Großwallstadt entgegen. Auch Thomas Weber hatte seine Mannschaft im Laufe der Woche auf die sportliche Herausforderung eingestellt, betonte aber, dass der Druck des gewinnen Müssens ganz klar bei den Unterfranken lag.
Und die zeigten zu Beginn der Partie, dass sie zurecht als ein Anwärter auf die Meisterschaft in der Staffel Mitte gelten.Nach dem 1:0 durch Ian Weber zogen die Gäste bis zur 17. Minute auf 5:11 davon.
Begünstigt wurde diese Entwicklung durch eine Flut an Zeitstrafen gegen die Mittelhessen, die in der ersten Halbzeit über weite Strecken in Unterzahl agieren mussten. Großwallstadt nutzte die hierdurch entstehenden Lücken immer gnadenlos gut aus, so dass der Vorsprung zu diesem Zeitpunkt durchaus ok ging.
Die U23 resignierte aber zu keiner Zeit, kämpfte mit Leidenschaft und Herz und mit der Halbzeit-Sirene verkürzte Ian Weber auf 13:16.
Als die Spieler aus den Kabinen kamen, konnte man bereits an der Körpersprache erkennen, dass unsere junge Mannschaft diese Begegnung keineswegs abgehakt hatte.
Sehr beweglich und mit Zug zum Tor pirschten sich die Weber-Schützlinge in Richtung Ausgleich. Nach dem Anschlusstreffer von Lukas Gümbel in der 46. Minute sollte es Tormann Anadin Suljakovic vorbehalten bleiben, mit gutem Auge und viel Übersicht, den umjubelten Ausgleichstreffer zu markieren.
Großwallstadt war sichtlich angeknockt und der Gäste-Trainer bat sein Team zur Auszeit.
Die letzten 10 Minuten boten den Zuschauern eine gefühlsmäßige Achterbahn und eine mit Händen greifbare Spannung.
Trainer Weber beorderte nun Ole Klimpke auf die Position des vorgezogenen Abwehrspielers und gönnte Lukas Gümbel somit kurze Momente der Erholung. Ole machte hierbei einen excellenten Job, störte fair und wirksam den gegnerischen Spielaufbau, ohne sich dabei eine Zeitstrafe einzuhandeln.
Jan Waldgenbach traf in der 51. Minute zur 25:24-Führung - 3 Minuten später lag Großwallstadt wieder mit einem Tor vorne.
Nun wurde Anadin Suljakovic zur Schlüsselfigur in diesem Handballkrimi. Mehrfach brachte er die Großwallstädter Angreifer mit tollen Paraden schier zur Verzweifelung. Zweieinhalb Minuten vor Schluss legte Kevin Kunzendorf wieder ein Tor für die HSG vor - der Sieg oder ein Unentschieden lagen in greifbarer Nähe.
58:23 waren gespielt, als Leon Bremond die 6. Zeitstrafe gegen sein Team einstecken musste. Die Unterfranken wechselten konsequent auf eine offene Abwehr und versuchten mit allen Mitteln, den Ball zu erobern.
Cool und mit großer Cleverness schafften es aber unsere Jungs, nicht nur den Ball in den eigenen Reihen zu halten, sondern durch Ian Weber 9 Sekunden vor Schluss das 28:26 zu markieren. Der letzte Treffer zum 28:27 ging im Jubel der HSG-Fans völlig unter.
Sensationell und aufgrund der starken Mannschaftsleistung in Halbzeit zwei auch nicht unverdient, besiegte unsere U23 mit dem TVG ein weiteres Top-Team der Liga.
Das war allerbeste Werbung für den mittelhessischen Handball und sollte Appetit auf mehr 3. Liga machen.
Neben dem sportlichen Erfolg sind noch weitere positive Entwicklungen zu vermelden:
Torben Waldgenbach ist nach über 8monatiger Pause (Kreuzband-Verletzung) wieder in die Mannschaft zurück gekehrt und hat mit 3 tollen Treffern und seiner körperlichen Präsenz ganz wesentlich zum Sieg beigetragen.
Eine weitere, und durchaus bemerkenswerte, Besonderheit am Rande: Man hätte in der zweiten Halbzeit die Mannschaft häufig auch in U21 umbenennen können. Es ist schon bezeichnend, wenn Spielmacher Lukas Gümbel mit seinen 22 Jahren der älteste HSG-Spieler auf der Platte ist - auch diese Konstellation wird man in der 3. Liga andernorts vergeblich suchen...
Torstatistik: Ian Weber (8), Lukas Gümbel (7), Jan Waldgenbach (3), Torben Waldgenbach (3), Leon Bremond (2), Tim Lauer (1), Kevin Kunzendorf (1), Fabian Kraft (1), Marvin Lindenstruth (1), Anadin Suljakovic (1)
Siebenmeter-Verhältnis: 0:6; Zeitstrafen-Verhältnis: 6:3