Spitzenspiel: Wetzlarer Routinier trifft Sekunden vor Schluss zum Sieg gegen Kleenheim

MÜNCHHOLZHAUSEN - (flo). Das Bierchen, das sich Andreas Klimpke von Lukas Gümbel aushändigen ließ, musste warten. Der Trainer der HSG Wetzlar U23 war zu sehr im Redefluss. Kein Wunder: Der hochdramatische 32:31 (13:12)-Heimerfolg der Grün-Weißen gegen die SG Kleenheim im Spitzenspiel der Handball-Oberliga bot massig Gesprächsstoff. Und führte dazu, dass Wetzlar den mittelhessischen Opponenten von der Tabellenspitze verdrängte und nun selbst auf Platz eins überwintert. "Eine schöne Momentaufnahme, nicht mehr und nicht weniger", befand Klimpke.

All die Spannung dieses Mittelhessen-Derbys gipfelte in den letzten Sekunden. Dann war es Wetzlars Routinier Timo Ludwig, der auf der rechten Außenposition bedient wurde und den Ball vier Sekunden vor Schluss zum 32:31 in die Maschen donnerte. Der Jubel: Grenzenlos. "Kompliment an Timo, er hat da einen Bombenwurf rausgezaubert", sagte Kleenheims Trainer Johannes Wohlrab.

Dessen Mannschaft erspielte sich Mitte des ersten Abschnitts erstmals Vorteile. Weil Gästetorwart Jens Elsner in dieser Phase Akzente setzte und Kleenheim ins gefürchtete Umschaltspiel kam, erarbeitete sich die SG eine Führung.

HSG Wetzlar U23 - SG Kleenheim 32:31

Top-Torjäger und Linksaußen Fabian Hoepfner, der mit 13 Toren und trotz zwei verworfener Siebenmeter eine überragende Leistung bot, brachte seine Farben mit 9:7 (18.) in Front. Jedoch zeigte eine Umstellung der Wetzlarer Abwehr auf eine 3:2:1-Formation Wirkung: Die Bundesligareserve wendete angeführt vom bärenstarken Rückraumspieler Gümbel (10 Tore) das Blatt, führte in der 26. Minute mit 11:9 und zur Pause mit 13:12.

In der Anfangsphase des zweiten Durchgangs baute Wetzlar den Vorsprung zweimal auf vier Tore aus. Als Rechtsaußen Ludwig auf 20:16 (41.) stellte, beantragte Wohlrab eine Auszeit. Danach war Kleenheim ratzfatz wieder in Schlagdistanz: Zweimal vertändelte Wetzlar das Spielgerät, lud die Gäste damit zum Gegenstoß ein. Kleenheims Rechtsaußen David Straßheim bedankte sich mit dem 20:21-Anschlusstreffer (44.). HSG-Coach Klimpke kritisierte: "Wenn wir mal weg waren, haben wir es versäumt, konstant weiterzuspielen und den Sack zuzumachen. Wir haben es unnötig spannend gemacht." Auch der Defensivverbund war dieses Mal kein stabilisierender Faktor, mehrfach kamen die Gäste mittels Durchbrüchen oder über die Außenbahn zu einfachen Treffern. Und ein Muster wiederholte sich immer wieder: Wetzlar legte vor, Kleenheim zog nach. Doch so oft die Gäste Rückstände egalisierten, schaffte es die Wohlrab-Sieben doch nie, selbst in Führung zu gehen. Weil man ein, zwei gute Gelegenheiten dazu ausließ. Und weil Wetzlar von der Siebenmetermarke sehr abgezockt agierte: Ludwig und Fabian Kraft verwandelten alle ihre je drei Strafwürfe souverän. Allein: Die HSG schaffte es selbst nach dem 31:29 (59.) nicht, den Vorsprung zu halten. Wieder glich Kleenheim aus, Hoepfner erzielte 26 Sekunden vor Schluss das 31:31. Doch dann kam Ludwig - und machte Wetzlars U23 zum Herbstmeister.

Wolhrab konstatierte: "Kämpferisch, emotional und spielerisch war das ein absolutes Spitzenspiel. Für uns ist es bitter, aber wir haben gesehen, dass wir mit dieser Spitzenmannschaft auf Augenhöhe sind. Jetzt sind wir in der Rolle des Jägers." Eine weihnachtliche Kampfansage also. 

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Wetzlar: F. Gümbel (ab 52.), Klimpke; Wallwaey (4), Gümbel (10), Reuschling (n.e.), Weimer (n.e.), Lindenstruth (1), Schreiber (1), Schwalbe (2), Weber (1), Kraft (5/3), Okpara, Lauber (n.e.), Ludwig (8/3).

Kleenheim: Elsner (1. - 40., ab 45.), Eckhard; Hoepfner (13/2), Keil, Straßheim (5), Schier (n.e.), Heimbach (5), Köhler (4), Weller (n.e.), Faatz, Reusch (2), Wiener (1), Kollmann, Weinandt (1).

Schiedsrichter: Kaplan/Scheld (Wiesbaden/Hüttenberg) - Zuschauer: 400 - Zeitstrafen: 6:10 Minuten - Siebenmeter: 6/6:4/2.