Doppeltes Ballgefühl

14 Jahre alte Liska Steinruck aus Münchholzhausen ist sowohl im Tennis als auch im Handball sehr erfolgreich

MÜNCHHOLZHAUSEN . Der eine, kleine und mit gelbem Filz überzogene Ball wird mittels eines Schlägers über ein Netz geschlagen. Der andere, etwas größere und handelsüblich aus (Kunst-)Leder hergestellte, wird aus den Fingern heraus in Richtung eines Tores geworfen. Und beide, sowohl der Tennis- als auch der Handball, sind Liska Steinruck bestens bekannt, werden doch diese Spielgeräte von der 14 Jahre alten Münchholzhäuserin regelmäßig und mit ausgewogener Leidenschaft bewegt. Das Racket schwingt die amtierende Sommer- wie Winter-Kreismeisterin der Altersklasse Juniorinnen U 14 beim TC Wetzlar. Handballerisch ist sie mit der Oberliga-C-Jugend der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen in den hessischen Sporthallen unterwegs. 

Seit rund neun Jahren betreibt das Talent parallel die beiden Sportarten, die sich in Sachen Saisonverlauf so wunderbar ergänzen: Kaum ist im Herbst die Tennis-Medenrunde vorbei, beginnt die nächste Handball-Spielzeit. Im Frühjahr dann das gleiche Spielchen – nur umgekehrt. „Das passt wirklich immer ganz gut“, sagt Liska Steinruck. „Vor dem Start der Tennissaison sind es vielleicht noch mal zwei Wochenenden, an denen Quali-Handballspiele stattfinden“, liegt für sie im Sommer aber der Fokus voll auf dem weißen Sport auf rotem Sand.

Und auf diesem hat die 14-Jährige, die im Alter von fünf Jahren beim TC Münchholzhausen, bei dem damals bereits ihr Opa, ihr Vater und ihr zwei Jahre älterer Bruder aktiv waren, zum ersten Mal den Tennisschläger in die Hand nahm und damit gegen Filzkugeln drosch, ein besonders erfolgreiches Jahr hinter sich. Denn neben dem Sieg bei den Titelkämpfen des heimischen Tenniskreises im Juni im Wetzlarer Bodenfeld feierte sie auch noch zweimal die Meisterschaft samt Aufstieg mit den Teams, für die sie als „Aushilfe“ im Einsatz war. Die U 18 des TC Wetzlar triumphierte in der Gruppenliga, die zweite Damen-Mannschaft des gleichen Clubs schnappte sich Platz eins in der Kreisliga A. Und beide freuten sich darüber, dass die junge, frühzeitig mit Kreistraining geförderte und vor rund vier Jahren dann zum TCW gewechselte Nachwuchsspielerin, deren Stamm-Team die U 14-Juniorinnen sind, die aber mit den Mädels der beiden anderen Mannschaften trainiert, ihren Teil zu den Erfolgen beitrug. 

Auch bei den Offenen Kreismeisterschaften der Aktiven und einem Jugendturnier sammelte Steinruck auf Asche noch fleißig Leistungsklassenpunkte, aktuell führt sie die Statistik des Hessischen Tennis-Verbands mit LK 20 – Tendenz steigend. Das untermauerte auch der nächste Titelgewinn am ersten Dezember-Wochenende bei den Winterkreismeisterschaften in der Halle des TC Wetzlar. Möglicherweise kommt bis zum Start der nächsten Tennissaison auch noch der ein oder andere weitere Turniereinsatz dazu. „Die Medenrunde im Sommer ist ja nicht so lang, da spiele ich dann auch mal bei Turnieren mit, wenn kein Handball ist“, sagt die Neuntklässlerin der Wetzlarer Freiherr-vom-Stein-Schule und deutet damit schon an. „Komplett sportfreie Wochenenden, also nichts am Samstag und am Sonntag, das gibt es bei mir eher selten.“

Zuletzt standen die Sams- und Sonntage natürlich ganz im Zeichen der anderen Lieblingssportart. Acht Spieltage sind seit dem Rundenauftakt in der Handball-Oberliga Nord der weiblichen Jugend C absolviert, achtmal stand Liska Steinruck für Dutenhofen/Münchholzhausen auf der Platte. Für jenen Verein, bei dem sie mit gerade einmal viereinhalb Jahren bei den Minis, die ihr Vater trainierte und bei denen auch ihr Bruder schon zugange war, zum ersten Mal mit dem Ballwerfen in Kontakt kam. In diesen acht Einsätzen, zwei davon wurden siegreich abgeschlossen, zweimal gab es zumindest einen Punkt, gelangen der 1,75 Meter großen Rückraumspielerin mit der Trikotnummer 21 („Die habe ich in der E-Jugend mal zufällig bekommen und seitdem immer behalten“) 27 Tore, womit sie zu den erfolgreichsten Schützinnen ihres Teams gehört. Ihr Können zeigt die Rechtshänderin außerdem in der Landesliga-B-Jugend des Nachbarvereins TV Hüttenberg, für den sie ein Zweitspielrecht hat. Und regelmäßig auch bei den Auswahl-Teams des Gießener Handballbezirks, der das Talent, das laut eigener Aussage „nicht so eine ist, die ständig von hinten draufballert“, sondern sich lieber im Eins-gegen-eins in Richtung Tor durchtankt, auch per Stützpunkttraining fördert.

Unter der Woche Übungseinheiten mit der Vereinsmannschaft, Fördertraining vom Verband und dazu natürlich noch der sportliche Wettkampf, indem an den Wochenenden das Geübte immer wieder auf den Prüfstand gestellt wird – und das alles in gleich zwei Sportarten auf recht hohem Niveau. Das klingt nach einem ordentlichen Programm, vor allem auch an den Nachmittagen im Anschluss an den natürlich nicht zu vernachlässigenden Schulunterricht. 

Bei Liska Steinruck gestaltet sich die – durchaus abwechslungsreiche und wohldosierte – Woche derzeit folgendermaßen: montags lange Schule und 90 Minuten Handballtraining in der nahegelegenen Sporthalle, dienstags Tennis-Einzelstunde und Handballtraining in Hüttenberg, mittwochs Ski-Gymnastik in Vorbereitung auf eine Freizeit mit der Schule und Handball-Stützpunkttraining, donnerstags Vereinstraining mit den Dutenhofener C-Jugendlichen und freitags Vereinstraining mit der Tennis-Mannschaft. 

Übrigens: Bis vor rund zwei Jahren gab es bei der vielseitigen jungen Sportlerin sogar noch ein drittes sportliches Standbein. Doch das Turnen, das sie mit etwa fünf Jahren begonnen und wettbewerbsmäßig beim TV Hermannstein ausgeübt hatte, musste sie dann doch aufgeben. Auch weil, wie sie selbst sagt, „die Turnwettkämpfe immer mitten in der Handballsaison lagen. Das wurde dann einfach zu viel“, konzentriert sich Liska Steinruck, der es besonders das Springen über das Pferd angetan hatte, mittlerweile auf nur noch zwei Sportarten, für die jedoch die jahrelang genossene körperliche Grundausbildung, die das Turnen gemeinhin mit sich bringt, sicher hilfreich ist. „Die gute Körperspannung, die man beim Turnen bekommt, kann ich weiterhin gut gebrauchen“, weiß der großgewachsene Teenager.

Und sollte es so erfolgreich weitergehen und der an wachsende Trainingsumfänge geknüpfte Zeitaufwand noch steigen, steht möglicherweise irgendwann die nächste Entscheidung an – die für Handball o d e r Tennis. „Eigentlich würde ich gerne immer weiter Tennis spielen. Die Saison ist ja nicht so lang, und man ist da auch variabler als beim Handball, wo es klare Trainingszeiten gibt und eine ganze Mannschaft mit dran hängt“, hofft Liska Steinruck auf die längstmögliche Parallelität in der Ausübung ihrer beiden Herzensangelegenheiten. „Am Tennis mag ich, dass man immer direkt eine Rückmeldung für sich selbst bekommt. Wenn es nicht läuft, muss man sich nur über sich selbst aufregen, nicht über die anderen“, sieht sie sich hier eher als Einzelkämpferin, ganz anders als bei der anderen Sportart: „Beim Handball kämpft man eben mit dem ganzen Team. Man gewinnt oder verliert nur zusammen. Und wenn man selbst mal einen schlechten Tag hat, können das die Mitspielerinnen noch ausgleichen.“

Noch gelingt es der 14-Jährigen, beides gut miteinander in Einklang zu bringen. Und so lange dies möglich ist, kommt es weiterhin zur Anwendung, das doppelte Ballgefühl der Liska Steinruck.